Bei den Deutschen Meisterschaften in der Schweriner Palmberg Arena hätte es wohl ein Sieg durch K.O. sein müssen, um den Titel an die Hunte zu holen. „Ich will nicht groß nachkarten, aber es gab einige unfaire Urteile zugunsten von Boxerinnen und Boxern aus Mecklenburg-Vorpommern, von daher war uns eigentlich auch klar, wie es laufen könnte.“ Vom Finale abgesehen ist es allerdings gut gelaufen für die junge Boxerin, die sich souverän durch das Turnier gekämpft hat. Wenig überraschend, wie anzumerken ist, denn Fiona Wohlers, die für den Verein Für Boxsport (VFB) in den Ring steigt, ist ein Vorzeige-Athletin, die fast alles dem Sport unterordnet. Schon auf Kinderbeinen hat sie sich für Kampfsport begeistert und das mit nachhaltigem Erfolg. Im
Taekwon-Do und im Kickboxen sammelte Fiona Wohlers im Laufe der Jahre zahlreiche Titel und Medaillen. Seit vier Jahren hat sie sich komplett dem Boxen verschrieben und setzt hier ihre eindrucksvolle Erfolgsgeschichte fort. Das wiederum kommt nicht von ungefähr, denn neben dem Studium – Fiona Wohlers absolviert in Hannover ihr Masterstudium in Wirtschaftsingenieurwesen – findet man sie fast ausschließlich in Sporthallen. „Wir trainieren schon recht viel“, sagt sie lachend und es wird deutlich, wie viel Spaß sie am Sport hat. Bis zu zehn Übungseinheiten stehen wöchentlich im Trainingsplan. „Zwei Einheiten täglich, bei einem Tag Pause in der Woche sind die Regel. Ungefähr die Hälfte davon ist Boxtraining, die andere Hälfte Ausdauer und Kraft. Wenn der Wettkampf näher rückt, machen wir mehr Boxtraining und weniger Grundlagen. Außerdem trainieren wir in der letzten Woche vor dem Wettkampf nur locker, um erholt für das Turnier zu sein“, erzählt sie.
In Schwerin hat sich die Federgewichtlerin, die in Oldenburg von Alexej Schmidt und am Olympiastützpunkt in Hannover von Bundestrainer Gunnar Berg betreut wird, einmal mehr von ihrer besten Seite gezeigt. Im Viertelfinale stand sie Mübera Ersoy aus Nordrhein-Westfalen gegenüber. „Es war mein erster Kampf in diesem Turnier, da ist man immer etwas nervös, aber es ist gut
gelaufen“, sagt Fiona Wohlers, die mit 5:0 Richterstimmen ein klares Urteil für sich erkämpft hat. Ähnlich deutlich dominierte die junge Boxerin auch das Halbfinale. Ihre Gegnerin Chantal Bartels aus Bayern war letztlich chancenlos. Erneut votierten alle fünf Kampfrichter für die Boxerin vom VFB Oldenburg. „Es ist wirklich perfekt für mich gelaufen“, sagt sie und war da noch hoffnungsvoll, sich ihren Titeltraum erfüllen zu können. Doch die Ausgangsvoraussetzung in der Schweriner Plamberg Arena war vor dem Finale gegen Lokalmatadorin Ani Manukyan klar. Eine Entscheidung nach Punkten für die Oldenburgerin wäre eine Überraschung. Ein K.O.-Sieg würde wohl nötig sein, lautete die Einschätzung aus Sicht der VFB-Boxerin.
In einem ausgeglichenen Kampf sorgte dann der Ringrichter für Unverständnis. Beide Boxerinnen hatten schöne Kombinationen gezeigt, die eine oder andere Faust ins Ziel gebracht, aber keinen Wirkungstreffer erzielen können. Dennoch wurde Fiona Wohlers durch den Ringrichter gleich zweimal angezählt und letztlich Manukyan so zur Siegerin erklärt. Eine Entscheidung, die auch bei Arthur Mattheis, dem Sportwart des Niedersächsischen Boxverbandes auf Unverständnis stießen. „Der Kampfrichter hat keinen guten Job gemacht. Fiona hat phänomenale Leistungen gezeigt. Sie ist eine starke Boxerin und kommt im nächsten Jahr wieder. Dann wird sie sich hundertprozentig den Titel holen“, sagt er. Bis dahin wird Fiona Wohlers sicherlich noch den einen oder anderen Sieg erringen, denn auch in diesem Jahr stehen einige Turniere auf dem Programm, darunter natürlich die Vorrunde der Weser-Ems-Meisterschaften, die am Samstag, 3. Februar, in der Flötenteichhalle in Oldenburg ausgetragen wird.
Sofern es terminlich mit ihrem Studium vereinbar ist, wird die Oldenburgerin ebenfalls schon im Februar in Schweden boxen, im März an einem Vergleichskampf mit Dänemark teilnehmen und im Mai beim Eindhoven-Cup in den Niederlanden in den Ring steigen. „Ende des Jahres findet dann wieder die Deutsche Meisterschaft statt“, sagt sie schmunzelnd und es ist kein Geheimnis, mit welchen Ziel die Deutsche Vizemeisterin dort antreten wird.